Grabesruhe

Karsamstag. Gedenken an die Grablegung. Tag der Grabesruhe. Trauer und Angst. Eine eigentümliche Stimmung an der Schwelle zwischen Tod und Leben.
Eigenartige Ruhe und Ungewissheit.
Ungewissheit darüber, wie es weiter geht, damals, und heute

Dorothee Sölle schreibt:

Drei arten zu trauern

Die grablegung christi von grünewald
ist eine darstellung der trauerarbeit von drei menschen
die mit dem toten nicht fertig werden
er ist viel größer als sie
Johannes bettet den leichnam
magdalea schreit
maria ist verstein


So sind menschen mit dem tod umgegangen
arbeitend, schreiend, und versteint
die wahrheit falls von interesse
ist das ganze
du wirst schreien
du wirst beerdigen
du wirst zu stein werden

Der maler der drei arten zu trauern kannte
hat auch den mond und die kahlen bäume gebeten
trauern zu helfen
der rote felsen schreit und beerdigt

In einer zeit ohne trauergesten
ohne kleider und sprache für schmerz
sah ich sein teilstück des isenheimer altars
als einübung in die trauer

Lass nichts aus ich bitte dich“

Was davon ist mir selbst nahe, was lasse ich aus. Kommen uns die Arten der Trauerarbeit angesichts der Pandemie nahe? Aktivismus, Ohnmacht, ängstliche Verzweiflung, schwer auszuhaltende Ungewissheit –so würde ich sie heute beschreiben.

„die wahrheit falls von interesse ist das ganze
du wirst schreien, du wirst beerdigen, du wirst zu stein werden.
Aushalten – Karsamstag : Leben, ohne zu wissen, wie es weitergeht.”

Christian Sudermann für das Forum Spiritualität