Gegenwärtig verborgen – verborgen gegenwärtig

In Uttenreuth gibt es seit einigen Jahren die Tradition, sich am Ostermontag mit den beiden Emmausjüngern draußen in der Natur auf den Weg zu einem Stationen-Gottesdienst zu machen.

In diesem Jahr sind mir die beiden noch näher als sonst.
Nur zu zweit sind sie unterwegs, sie, die doch vorher einer großen Gemeinschaft angehörten. Fassungslos und entsetzt von dem, was hinter ihnen liegt, verstört, machen sie sich auf den Weg…. ohne jede Perspektive, nur weg!

Unterwegs gesellt sich jemand zu ihnen. Anscheinend fremd, anscheinend völlig unberührt von all den schrecklichen Ereignissen. Er passt sich ihren Schritten an – lässt sie erzählen – hört zu – reagiert schließlich: „Mußte nicht all das geschehen?!…

Erst viel später wird ihnen bewusst, dasss ihrer beider Herzen ab da schon wieder zu brennen begannen. Aber noch ist er ihnen gegenwärtig verborgen und wirkt doch schon verborgen gegenwärtig. Als es zu dämmern beginnt, bitten sie ihn: „Bleib bei uns, denn es will Abend werden!“ – so bitten auch wir in Corona-Zeiten angesichts einer neuen sorgenvollen Nacht.

Er bleibt…. gibt sich zu erkennen … in einer alltäglichen und doch so vertrauten Geste…. Für einen kurzen Moment wird ihnen der Schleier von den Augen genommen, ein Augen-Blick nur, aber genug, um jede Angst vor dem Dunkel der Nacht zu nehmen…

Was trage ich (noch) unausgesprochen auf meinem Herzen? …. Was würde sich ändern, wenn Christus JETZT mir verborgen aber doch gegenwärtig da ist? …. Wann habe ich mein Herz zuletzt „brennend“ erlebt? …. Was, wäre, wenn alles das, was geschieht – gerade auch das Schreckliche – um einer größeren Liebe geschieht….?

Für das Forum Spiritualität: Anne Mayer-Thormählen