Einzug der Demut

Corona macht uns demütig. Von dem Virus und seinen Auswirkungen sind mehr oder weniger alle Menschen dieser Erde betroffen. Die meisten von uns von dachten vermutlich bis vor kurzem, wir seien vor solchen mittelalterlichen Plagen sicher. Wenigstens wir in Europa, mit unserer Wissenschaft und unserer Technik. Sie hilft uns zwar, aber nicht so schnell und effektiv, wie es nötig wäre. Erstaunlicherweise sind die aktuellen Hotspots des Virus aktuell gerade in der westlichen Welt zu finden, in Italien, Spanien und den USA. Es kann jeden also treffen. Wir sind verwundbar. Unsere persönliche Gesundheit ist verletzlich, aber auch unser Gesundheitssystem, der Handel, die Banken, ja die Weltwirtschaft insgesamt. Wir sind nicht so mächtig, wie wir es glaubten. Ein kleiner Virus kommt und bringt die Welt fast zum Stillstand. Erstaunlich. Zieht mit Corona auch die Demut bei uns ein?

Palmsonntag:

Als Christen erinnern wir uns an den Einzug Jesu in Jerusalem. Dem lokalen Hotspot der Macht. Jesus wird begrüßt wie ein König in der Hauptstadt: „Hosianna, dem Sohn Davids.“ Aber Jesus ist anders. Er kommt demütig, sanftmütig. Er reitet auf einem Esel, nicht auf einem Streitross. Ohne Waffen und ohne Machtsymbole kommt er. Die Demut zieht ein. Und mit ihr eine ganz neue königliche Kraft.

Wie sehr erlebe ich mich in diesen Tagen als ohnmächtig? Wie geht es mir damit? Kann ich mich gerade damit Jesus verbunden fühlen, auch wenn es unangenehm ist? Und kann ich etwas ahnen von der Kraft und der Freiheit, die daran liegt, nicht alles in der Hand zu haben?

Ralph Thormählen für das Forum Spiritualität Erlangen