„Armut und Solidarität“

Wir alle sind von der Corona-Krise betroffen. Die allermeisten von uns sind mehr oder weniger reich. Arme Menschen trifft es mit einer völlig anderen Wucht. Weil es für sie auch vorher kaum zum Leben reichte, weil sie weniger Sicherheit haben, weil sie ohnehin auf der Straße leben. Andere werden durch die Krise ärmer. Einkünfte werden wegbrechen. Staatliche Unterstützungen können die Einkunftsausfälle nicht ersetzen. Fixausgaben bleiben. Und dabei leben wir in einem der reichsten Länder der Welt, mit einem relativ gut aufgestellten Gesundheitssystem. Was wird werden, wenn die Krise arme Länder trifft, in Afrika, Asien oder Südamerika? – Insgesamt kann es fast alle treffen. Jeder und jede von uns kann arm sein oder werden. Das macht Angst.

Karfreitag:
Jesus ist solidarisch mit den Armen bis zum Extrem. Freiwillig stellt er sich auf die allerunterste Sprosse der sozialen Leiter, starb einen schändlichen Tod zwischen Verbrechern am Kreuz. „Er hielt nicht daran fest, Gott gleich zu sein. (…) Er erniedrigte sich selbst (…) und war gehorsam bis in den Tod, ja den Tod am Kreuz.“ (Phil 2,6.8) Das hätte er nicht tun müssen. Aber er tat es und zeigte Gottes tiefe Solidarität mit allen Armen und Leidenden.

Wo erlebe ich mich selbst als arm und bedürftig? Wie berührt mich Jesu Solidarität mit den Leidenden? Welche Impulse regen sich ich in mir, wenn ich auf „arme Menschen“ schaue, an Corona-Erkrankte, Einsame, Menschen in Angst und Panik, von den wirtschaftlichen Auswirkungen Betroffene? Wie sehr halte ich sie mir innerlich auf Abstand? Wie kann ich mich hin und wieder ihrem Leid öffnen – vielleicht gerade heute am Karfreitag?

Ralph Thormählen für das Forum Spiritualität